Vokabular der AdA-Filmontologie
Die AdA-Filmontologie ist ein systematisches Beschreibungsvokabular filmanalytischer Konzepte für die feingliedrige Videoannotation. Das Beschreibungsvokabular selbst ist nicht zwangsläufig an die Verwendung digitaler Werkzeuge gebunden und kann beispielsweise auch für klassische Sequenzprotokolle genutzt werden. Das aus der Informatik stammende Konzept der Ontologie verweist allerdings auf das konzeptuelle Datenmodell, das alle Begriffe und ihre Relationen umfasst. Die Ontologie wurde nach Prinzipien des Semantic Web erstellt und ist in der Folge ebenso maschinenlesbar wie mit anderen semantischen (Meta-)Daten verknüpfbar. Die OWL-Ontologie ist die Grundlage dafür, Annotationen als Linked Open Data für den Austausch und Vergleich von Analysedaten erstellen und veröffentlichen zu können. Die AdA-Filmonotologie ist modular aufgebaut und von Beginn an als potentiell erweiter- bzw. adaptierbare Systematik entwickelt worden.
Das Vokabular wurde in enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler*innen der Filmwissenschaft und Informatik entwickelt, um digitale Filmstudien zu unterstützen. Ziel ist es, einen standardisierten und systematischen Weg für die gemeinsame Annotation von audiovisuellen Korpora zu bieten, um vergleichbare, systematische Filmanalysen zu ermöglichen. Das Vokabular basiert dabei auf filmanalytischen Basisbegriffen, die im Hinblick auf die Analyse dynamischer Inszenierungsmuster und Bewegungsfigurationen kompiliert wurden. Der Aufbau orientiert sich eng an den erprobten Beschreibungsdimensionen des eMAEX-Ansatzes. Die Struktur der AdA-Filmontologie ist dabei dreifach gegliedert: in Ebenen, Typen und Werte.
Ebenen (Annotation Levels) | Allgemeine Beschreibungskategorien, die aus einem Set ähnlicher Annotationstypen bestehen (z.B. Akustik, Kamera). |
Typen (Annotation Types) | Konzepte der Filmanalyse, mit denen ein Film analysiert wird (z.B. Musik, Stimmung, Kamerabewegung, Tempo). |
Werte (Annotation Values) | Ein Annotationswert ist eine konkrete Eigenschaft, die ein Annotationstyp haben kann (z.B. für die Kamerabewegung: Tempo – langsam, mittel, schnell, wechselnd). |
Die AdA-Filmontologie (v1.8) besteht derzeit aus 8 Ebenen, 78 Typen und 501 Werten. Jede Ebene, jeder Typ und jeder Wert ist auf Englisch und Deutsch benannt und definiert. Ein Großteil der Typen hat vordefinierte Werte, einige Typen zielen auf Freitextbeschreibungen.
Ein Beispiel: Wir annotieren die erste Einstellung eines Films als Kamerafahrt.
Kamerafahrt (tracking shot) ist ein Wert des Typs Kamerabewegung Typ (Camera Movement Type), die der Ebene Kamera (Camera) zugeordnet ist. Die Annotation ist an den Beginn- und Endzeitpunkt der Einstellung geknüpft.
Diese Informationen sind als relationale Linked Open Data im semantischen Webstandard RDF maschinenlesbar gespeichert: Der Abschnitt zwischen 00:00:10 und 00:00:50 der Videodatei X, die eine Instanz des Films Y ist (dessen Metadaten in den Einträgen einer externen Filmdatenbank zu finden sind), wurde von Annotator*in Z im Hinblick auf die Art der Kamerabewegung als "Kamerafahrt" klassifiziert, die in einer bestimmten Beziehung zu anderen möglichen Werten dieses Typs steht. Jedes Konzept der Ontologie (und jede einzelne Annotation) hat einen eindeutigen Bezeichner (Unique resource identifier – URI). Das Datenmanagement im AdA-Projekt umfasst dabei eine Annotationsinfrastruktur, die über die Nutzung einer Annotationssoftware hinausgeht.
Für die Videoannotation mit der AdA-Filmonotologie wurde die Annotationssoftware Advene angepasst und ein Template zum Annotieren erstellt.
Sowohl das Vokabular, das Template als auch ein Manual zum Annotieren mit der AdA-Filmonotologie finden sich im AdA-Toolkit.