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Metaphorik: Ausdrucksbewegung und Bedeutungskonstitution

Die Bedeutungskonstitution audiovisueller Bilder nehmen wir mit der transdisziplinär geprägten Untersuchung von Metaphorik in den Blick. Dabei verstehen wir Metaphorizität als Emergenzprozess, in dem bedeutungsgenerierende Relationen und damit Wirklichkeit selbst hergestellt werden. Die Theorie und Methode der Cinematic Metaphor beruht auf linguistischer Forschung zu Metaphern und Gesten sowie auf filmwissenschaftlicher Forschung zur Ausdrucksbewegung. Der eMAEX-Ansatz wurde in diesem Kontext für die Analyse von Metaphern in den Ausdrucksbewegungen audiovisueller Bilder und verbal-gestischer Alltagsinteraktion adaptiert. Denn das Filme-Sehen teilt mit der Face-to-Face-Interaktion, dass beides zeitliche Erfahrungsformen sind, denen ein interaffektives Engagement inhärent ist, aus dem Metaphern als dynamische Prozesse hervorgehen.

Projekt „Multimodale Metaphorik und Ausdrucksbewegung”
(Exzellenzcluster Languages of Emotion, 2009–2013)

Die Grundlagen für die Cinematic Metaphor legten Fallstudien verschiedener audiovisueller Medienformate (klassisches Hollywoodkino, zeitgenössisches deutsches Kinos sowie Nachrichtenbeiträge) sowie alltagsweltlicher Face-to-Face-Interaktion, mit denen Filmwissenschaftler*innen, Linguist*innen und Gestenforscher*innen gemeinsam ein transdiziplinäres Modell entwickelten. Es verbindet den linguistischen Ansatz empirischer Rekonstruktion dynamischer Aufmerksamkeits- und Affektorientierung in der Alltagskommunikation am Paradigma multimodaler Metaphorik mit dem filmanalytischen Modell der Analyse von Ausdrucksbewegungen.

Cinematic Metaphor fokussiert damit drei Aspekte: die leibliche Erfahrung im Sinne eines phänomenologischen Embodiments, Affektivität und Zeitlichkeit. Die affektive Dimension ist gekoppelt an die expressive Aktivierung des kognitiven Foregrounding von Metaphorizität durch Ausdrucksbewegungen. Die zeitliche Entfaltung von Metaphorizität kann dabei je nach Untersuchungsgegenstand sehr unterschiedlich ausfallen: Komplexe metaphorische Szenarien können sich über ganze Szenen oder Filme erstrecken, die Analyse dieser Szenarien also auf der Meso- bzw. Makroebene des eMAEX-Ansatzes erfolgen. In anderen Fällen mag sich die Metaphorizität hingegen prägnant nur auf Mikroebene weniger Einstellungen entfalten.

Forschungsschwerpunkt "Metapher – Kognition und Filmisches Denken"
(KFG Cinepoetics, 2015–2017)

Im Mittelpunkt des Forschungsschwerpunkts stand die Frage, ob theoretische Konzepte und Analysemodelle zu Prozessen der Metaphorisierung einen fruchtbaren Zugriff auf den filmtheoretischen Topos vom filmischen Denken darstellen. Wir untersuchten, ob, und wenn ja, wie metaphorische Bedeutung durch die Interaktion von filmischen Bildern und Zuschauern entsteht und wie audiovisuelle Bilder eine genuin filmische Metaphorik entfalten. Die Konzeption der Cinematic Metaphor als Theorie und Methode wurde in diesem Zuge weiter konturiert.

Zur Einführung siehe insbesondere den methodologischen Anhang in Cinematic Metaphor. Experience – Affectivity – Temporality sowie die  Einführung zu Cinematic Metaphor in Perspective. Reflections on a Transdisciplinary Framework.

Weiterführende Lektüre: