Neueste Cinepoetics-Publikationen
News vom 02.11.2020
Trotz der Herausforderungen für den täglichen Forschungsbetrieb bei Cinepoetics blicken wir bereits positiv auf das Publikationsjahr 2020 zurück. Neben einem neuen Band in der englischen Schriftenreihe und drei neuen Einträgen in die deutsche Reihe markiert dieses Jahr den Startpunkt von Cinepoetics Essay. Diese dritte Schriftenreihe im Verlag De Gruyter erkundet poetische Logiken audiovisueller Bilder auf konzise Weise und aus persönlicher wie auch ästhetisch-kulturtheoretischer Persepektive. Wie bereits die deutsche Schriftenreihe, steht Cinepoetics Essay neben der gedruckten Form auch als Open Access bereit.
In Ort und Zeit widmet sich Michael Wedel den gesellschaftlichen und politischen Horizonten heterotopischer Raumkonzepte des deutschen Films von den 1930er bis in die 1990er Jahre: Hamburg in Werner Hochbaums Ein Mädchen geht an Land, Ost-Berlin in Günter Reischs Ein Lord am Alexanderplatz, München im Frühwerk von Wim Wenders, die Passage von New York über Berlin nach Athen und Santorini in Rudolf Thomes Die Sonnengöttin, das wiedervereinigte Berlin in Tom Tykwers Lola rennt.
Bereits Anfang des Jahres erschien mit Affect Poetics of the New Hollywood Hauke Lehmanns Dissertation in der englischen Übersetzung von James Lattimer. Lehmanns Studie erarbeitet drei Modi der affektiven Ansprache von Zuschauer*innen - Suspense, Paranoia und Melancholie - und damit die Grundlage einer Neubewertung dieser bedeutsamen Periode des US-Kinos: Filmgeschichte als Geschichte und Zusammenspiel der Affekte.
Das erste Buch dieses Jahres in der deutschen Schriftenreihe widmet sich der Metapher, einem wichtigen Schwerpunkt unserer Arbeit. Christina Schmitts Wahrnehmen, fühlen, verstehen entfaltet eine transdisziplinäre Perspektive an der Schnittstelle von sprachgebrauchsorientierter linguistischer Metaphernforschung und der filmwissenschaftlichen Theorie audiovisueller Medien als Bewegungsbilder. Das Metaphorisieren kann hier als Aktivität der Zuschauer*innen verstanden werden, als elementarer Teil des Modellierens von Bewegungsfigurationen audiovisueller Bilder.
Auch in Sarah Greifensteins Band Tempi der Bewegung - Modi des Gefühls steht die zeitliche Gestaltung audiovisueller Bilder mit verschiedenen Modi des Zuschauergefühls im Zentrum der Analyse. Anhand von Screwball Comedies beleuchtet Greifensteins Studie grundlegende Elemente dieser Filme neu: Interaktionen von Streit und Wut werden als eleganter Tanz einer Paarbewegung wahrnehmbar. Das heitere Zuschauergenießen ist damit weniger an narrative Handlungen gebunden als an ästhetisch-expressive Orchestrierungen, Taktungen und verkörperte Bedeutungen.
Zuletzt erschien in der deutschen Schriftenreihe Daniel Illgers Studie Grüne Sonnen: Poetik und Politik der Fantasy am Medium Videospiel, in der er eine filmwissenschaftliche Perspektive auf das recht junge Feld der Videospielforschung entwickelt. In Auseinandersetzung mit gängigen Zuschreibungen an das Fantasy-Genre – es sei politisch reaktionär und ästhetisch stumpfsinnig – erarbeitet Illger eine transmediale Poetik, die zugleich eine politische Einschätzung des Genres erlaubt. Die poetologischen Analysen von künstlerisch herausragenden Spielen dieses Genres, wie Dark Souls, Skyrim oder Hellblade, stellen ein genuin ästhetisches Denken mit den audiovisuellen Bildern in den Fokus.