Yuri Tsivian
Yuri Tsivian ist William Colvin Emeritus Professor für Film- und Medienwissenschaft der University of Chicago. Seine Forschung bewegt sich in den Bereichen des Stummfilms, des frühen russischen Films, der Geschichte des Filmschnitts und der Digital Humanities. Er ist außerdem Mitbegründer zweier eigener Forschungsfelder in der Analyse von Film und Kultur: Carpalistics und Cinemetrics. Ersteres untersucht und vergleicht verschiedene Arten der Gestik im Theater, in den visuellen Künsten, in der Literatur und im Film. Letzteres nutzt digitale Tools, um die Kunst des Filmschnitts zu analysieren.
Mithilfe einer seit mehr als fünfzehn Jahren gewachsenen statistischen Datenbank, die über 20.000 Filme umfasst, wertet Yuri Tsivian Veränderungen der durchschnittlichen Einstellungslänge (average shot length, kurz ASL) in einer filmhistorischen Perspektive aus. Dabei werden sowohl Entwicklungen der Filmtechnologie und -industrie, als auch historische Unterschiede in der Rezeptionshaltung der Zuschauer*innen sichtbar.
Zu den Publikationen Tsivians zählen Lines of Resistance: Dziga Vertov and the Twenties (2004), Early Cinema in Russia and its Cultural Reception (1994), Silent Witnesses: Russian Films, 1908-1919 (1989) sowie zahlreiche Aufsätze, darunter „Exploring Cutting Structure in Film, with Applications to the Films of D.W. Griffith, Mack Sennett, and Charlie Chaplin“ (mit Mike Baxter und Daria Khitrova, in: Digital Scholarship in the Humanities, 32/1/2017) und „Charlie Chaplin and His Shadows: On Laws of Fortuity in Art“ (Critical Inquiry 40/3/2014).