Die Genresysteme des westeuropäischen Nachkriegskinos als ästhetische Erfahrungsmodalitäten / Phase 2
Freie Universität Berlin, DFG-Sonderforschungsbereich 626 "Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste": 2011–2014
(2011-2014)
Das Teilprojekt fragte danach, wie das Verhältnis von Politik und Modalitäten ästhetischer Erfahrung im westeuropäischen Nachkriegskino konzeptualisiert wurde. In seiner zweiten Förderperiode wandte sich das Teilprojekt den wirkungsästhetisch orientierten Affektpoetiken des Genrekinos zu, das auch im westeuropäischen Nachkriegskino die dominante Größe bildete.
War es in der ersten Förderphase gelungen, filmpoetische Entwürfe, die dem Paradigma der ‚neuen Realismen‘ nach dem Zweiten Weltkrieg zuzuordnen sind, entlang dem Modell eines spezifischen kinematografischen Wahrnehmungspotentials als „Politik des Ästhetischen“ (Jacques Rancière) zu analysieren und zu beschreiben, wurde daraufhin angestrebt, das populäre Genrekino gegenüber diesem Modell zu positionieren. Ausgehend vom filmwissenschaftlichen Begriff würde das Genrekino als ein spezifisches System der Unterhaltungskultur zu untersuchen sein, das ein Zusammenspiel unterschiedlicher Affektpoetiken organisiert.
In theoretischer Hinsicht war zu klären, ob und in welchem Sinne sich diese Poetiken als ästhetische Erfahrungsmodalitäten begreifen lassen und wie sich diese Modalitäten zu dem in der ersten Förderperiode pertinenten Konzept der „Politik des Ästhetischen“ verhalten. Im Anschluss an den Begriff des „Gemeinsinn“ (Hannah Arendt) sollte untersucht werden, wie sich die vorderhand wirkungsästhetischen Erfahrungsmodalitäten des Genres zur Reflexivität von Urteilsprozessen verhalten (Unterprojekt 1). In historischer Hinsicht umfasste das Teilprojekt zum einen eine Untersuchung zum westdeutschen Genrekino zwischen 1951 und 1962 (Unterprojekt 2) und zum anderen eine Studie zu den sogenannten B-Genres im britischen und italienischen Kino der 1950er und 1960er Jahre (Unterprojekt 3). Diese Konstellation der Gegenstandsfelder antwortete auf ein grundlegendes Desiderat, das durch die Forschungsergebnisse der ersten Förderperiode deutlich geworden war. Waren dort die wahrnehmungstheoretisch begründeten Poetiken des unmittelbaren Nachkriegskinos (1945 bis 1952) und des späteren europäischen Autorenkinos (ab 1962) Gegenstand gewesen, wurde hier nun historisch wie poetologisch die bisher ausgesparte Kehrseite des westeuropäischen Kinos in den Blick genommen.
Mitarbeiter
Wissenschaftliche MitarbeiterInnen
Sarah-Mai Dang, M.A.
Dr. Bernhard Groß
Dr. Daniel Illger
Michael Lück, M.A.
Moritz Schumm, M.A.
Studentische MitarbeiterInnen
Sinan Ertugrul
Christian Lippe
Jasper Stratil
Veranstaltungen
Workshop 'Filmfarbe', 26.10.2012 - 27.10.2012
Tagung 'Geschmack und Öffentlichkeit', 13.12.2013 - 14.12.2013